Armut – muss das sein ? Veranstaltung in Eutin am 27.4.2023

Kreis Ostholstein

Veranstaltung in Eutin am Donnerstag, den 27. April 2023 von 15 bis 17 Uhr. Zu der Veranstaltung im Hotel Restaurant „Seeloge“ in Eutin hatten der Landesvorstand der AG SPD 60plus in Kooperation mit den Kreisverbänden Ostholstein, Herzogtum Lauenburg und Stormarn eingeladen. Uwe Tewes vom Kreisverband Ostholstein war für die Vorbereitung, Durchführung und Moderation verantwortlich.

Armut – muss das sein? „Nein“, sagen Lothar Binding und Serpil Midyatli von der SPD.

Der Bundesvorsitzende der AG 60plus ist überzeugt: „Armut muss nicht sein!“ Das sei möglich mit gerechter Verteilung, guter Arbeit und guten Löhnen. Ist der Lohn gut, sind die Rentenbeträge höher und damit die monatliche Rente später auch. Binding unterstrich auf einer Veranstaltung der AG 60plus in Eutin (Kreis Ostholstein), dass die Abgaben dabei im Zusammenhang mit Lohnhöhe und Produktivität zu bewerten seien.

Für eine gerechte Verteilung forderte Binding eine Erwerbstätigen-Versicherung für alle und die Erbschaftssteuer auch für Unternehmer*innen. Wenn wirklich alle in eine Erwerbstätigen-Versicherung einzahlten, ginge es bei der Verteilung gerechter zu und alle könnten faire Beiträge zahlen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass in diesem Fall auch tatsächlich alle versichert wären und niemand, weil er oder sie die Beiträge nicht zahlen kann, aus dem Netz fiele.

Zur Kultur des Erbens: Firmeneigner sprechen, wenn es um ihre Einkünfte und steuerfreien Erbschaften geht, immer gerne von der Verantwortung, die sie alleine trügen. Dabei sei es doch die Belegschaft, die den Wert des Unternehmens maßgeblich erarbeite. Wenn nun der Firmeninhaber aus natürlichen Gründen aus dem Unternehmen ausscheide, wer erbe dann den Betrieb, eine Person oder die Belegschaft? Eine Entnahme aus einem Betrieb sei für alle entscheidend und für die Gehaltsempfänger des Betriebs viel bedeutender als für den Chef oder die Chefin.

Serpil Midyatli wies auf die notwendige Grundsicherung und den Mindestlohn von 12 Euro hin, der im Oktober erneut steigen werde. Dennoch drohe jeder dritten Frau, nach 45 Jahren Arbeitsleben in Altersarmut zu geraten. Deshalb sei alles, was vor Ort und auf Kreisebene getan werden könne wichtig. Die stellvertretende Bundesvorsitzende dankte den Anwesenden für ihr ehrenamtliches Engagement. Es sei unbezahlbar, was sie aufgebaut hätten und leisteten. Es seien enorm viele Ältere maßgeblich im Ehrenamt aktiv.

Eutins Bürgermeister Sven Radestock betonte, wie wichtig es sei, dass die Gesellschaft etwas unternehme. Armut werde zwar viel diskutiert, sei aber im Grunde immer noch ein Tabu-Thema. In den vergangenen Monaten habe sich die Situation für viele Menschen extrem verschlechtert. Armut breite sich im Leben aus. „Der Alltag der betroffenen Menschen fällt sehr oft hinten runter.“
Lothar Binding sprach von der Vorstufe zur Einsamkeit. Denn ohne neue Bluse unterbleibe irgendwann der Gang vor die Tür und damit drohe die Altersdepression.

Alle drei forderten, dringend etwas zu unternehmen. Der Bürgermeister wies daraufhin, dass sich die Gesellschaft abgesehen von dem Aspekt der Menschlichkeit, die Armut auch wirtschaftlich nicht leisten könne. Lothar Binding drängte, alle müssten sich um die körperliche und mentale Fitness der Menschen kümmern. „Wir müssen zu den Leuten gehen!“ Die digitale Anbindung und Begegnung über das Internet kombiniert mit ambulanter Hilfe wäre eine Möglichkeit. Die Landtagsabgeordnete Serpil Midyatli wies auf die 100 „Vor-Ort-für-Dich-Kräfte“ hin, die als Ansprechpartner und helfende Hand für die Menschen in den Gemeinden da sein sollen.

In der anschließenden Gesprächsrunde erinnerte jemand an die Notwendigkeit Bezahlbaren Wohnraums. Das griff Gabriele Appel aus der Gemeinde Süsel auf und forderte eine Wohnungsbau-Gesellschaft aller Kommunen. Nur gemeinsam sei das Problem fehlenden und zu teuren Wohnraums zu lösen.

Text und Fotos OV Eutin / Juliane Kahlke